
Andrea Ikker
Andrea Ikker wurde 1969 in Székesfehérvár/Ungarn geboren. Ab dem Alter von sieben Jahren erhielt sie auf eigenen Wunsch Querflötenunterricht, wenig später auch Klavierunterricht. Bereits kurz darauf wurde sie in Budapest im Rahmen eines Sonderprogramms für begabte Kinder in eine spezielle Förderung aufgenommen.
1980 emigrierte die Familie nach Deutschland, wo Andrea Ikker noch im Oktober 1980 als jüngste Jungstudentin aller Zeiten an der Musikhochschule Stuttgart aufgenommen wurde. Sie erhielt nun Querflötenunterricht bei Klaus Schochow. 1983 war sie erste Preisträgerin beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ und erhielt in den darauffolgenden Jahren zahlreiche Preise bei Wettbewerben für Jugendliche.
1986 nahm sie ein reguläres Studium bei Michael Debost am Pariser Conservatoire National Supérieur de Musique auf. Nach Abschluss des Studiums mit dem 1. Preis des Conservatoire ging sie nach Köln, um bei András Adorján ein Meisterklassenstudium zu absolvieren. Im Jahre 1991 erhielt sie beim Internationalen Bodenseemusikwettbewerb einen 2. Preis und wurde beim Deutschen Musikwettbewerb in Bonn ausgezeichnet. Darauffolgend wurde sie 1992/93 in die Bundesauswahl „Konzerte Junger Künstler“ aufgenommen.
In den Jahren 1994 bis 1997 lebte sie im Ruhrgebiet und war dort als freischaffende Konzertflötistin tätig. 1995 war sie Preisträgerin des Internationalen Kuhlau-Wettbewerbs in Uelzen. In dieser Zeit sammelte sie auch ihre ersten Erfahrungen als Übersetzerin, zumeist als Dolmetscherin bei Messen und Kongressen.
Seit ihrem 13. Lebensjahr tritt Andrea Ikker regelmäßig mit der Sinfonietta auf, unter anderem bei Sommer- und Adventskonzerten. 1995 gastierte sie mit der Sinfonietta in Baja (Ungarn), und war in Waiblingen zuletzt 2016 mit dem Konzert für Flöte und Orchester D-Dur von Antonio Vivaldi und dem Konzert für Flöte und Orchester D-Dur von Cécile Louise Chaminade zu hören.
Von 1997 bis 2022 war Andrea Ikker an der Bayerischen Staatsoper München als Flötistin tätig. CD-Einspielungen mit Künstlern wie Axel Hacke und Christoph Well zeugen von ihrer regen Kammermusiktätigkeit.
Über ihr musikalisches Betätigungsfeld hinaus widmet sich Andrea Ikker intensiv der Literatur und arbeitet seit 2006 für große deutsche Verlage als Literaturübersetzerin aus dem Ungarischen. Unter den von ihren übersetzten Autoren finden sich Namen wie Péter Nádas.
Von ihren vielseitigen Interessen zeugen ihre Tätigkeiten in den letzten Jahren: Andrea Ikker ist nicht nur ausgebildete Lehrerin der Alexandertechnik, sondern auch Profiköchin und träumt davon, ihren Lebensabend mit der nachhaltigen Zucht von Mangalicza-Schweinen zu verbringen.
Gespräch mit Andrea Ikker
Zur Frage, warum sie dieses Werk von Fauré ausgewählt hat, antwortet sie: „Es war einfach die nie nachlassende Neugier gewesen. Ich habe das Stück in meinem langen Musikerdasein noch nie gespielt. Es ist ein heiteres, leichtfüßiges Stück voller französischem Esprit“ und rief auch bei Margret Urbig, der Dirigentin der Sinfonietta, sofort Begeisterung hervor. An dieser Stelle die Frage nach ihren Lieblingskomponisten/Stilrichtungen. Wie aus dem Gewehr geschossen: „Mozart“. Nachgehakt: also Klassik? „Nein, nicht Klassik.Mozart, Mozart, Mozart“. Wie kommt die 1969 im ländlichen Székesfehérvár in Ungarn geborene Andrea Ikker auf die Idee, Querflöte zu spielen, obwohl es dort weit und breit keine Flöten und Instrumente gab? „Es war eine mystische Eingebung“(lacht). Die Flöte ist für Andrea Ikker „etwas Wunderbares. Den Atem in Klang zu verwandeln. Mit der Flöte kann ich am besten meine Gefühle ausdrücken“. Sie würde kein anderes Instrument spielen. „Wenn, dann singen. Im nächsten Leben vielleicht“.
Dem Wunsch, Flöte zu spielen, musste eine Ausbildung folgen. Andrea Ikker erhielt mit sieben Jahren den ersten Unterricht, wurde nach der Emigration nach Deutschland 1980 noch im gleichen Jahr jüngste Jungstudentin aller Zeiten an der Musikhochschule Stuttgart und 1983 erste Preisträgerin bei „Jugend musiziert“. Da kommt die Verbindung zur Sinfonietta ins Spiel. „Eigentlich habe ich schon vorher im Blasorchester gespielt, weil Professor Richard Zettler mich während meiner Ausbildung in Stuttgart kennengelernt und in sein Blasorchester in Waiblingen geholt und für das Streichorchester empfohlen hat.“ Seither gab es immer wieder Auftritte von ihr bei Adventskonzerten und später immer wieder auch gemeinsame Kammermusikkonzerte, u.a. mit Karl Jenne und der Cellistin Uta Lütgarth. Stichwort Kammermusik. Andrea Ikkers „große Liebe gilt der Kammermusik; ich bin ein musikalischer Teamplayer; dabei kommt es auf die gemeinsame Gestaltung der Klangfarbe an“. In kleineren Formationen könne man sich mit seiner Interpretation voll einbringen, natürlich erst recht als Solistin. Um dahin zu kommen, muss ein Musiker/eine Musikerin einen harten Weg der Ausbildung gehen, die viel Zeit kostet. „Wenn man sich für ein Instrument entschieden hat, muss man alle seine Zeit und Energie in die Musik investieren, muss Wettbewerbe machen, Meisterkurse, sich messen lassen und nicht zuletzt viele, viele Stunden am Tag üben“. Ihr Resümee: „Musiker zu werden, ist harte Arbeit, aber auch viel Glück“. Das gilt auch für die Suche nach einer Stelle in einem Orchester – „noch einmal eine große Hürde. Da herrscht harte Konkurrenz, und man muss Frustration gut wegstecken können“ gesteht sie.
Auf die Frage angesprochen, was sie mit der Sinfonietta verbindet, folgt eine eindeutige Antwort. “Mehr oder weniger mein ganzes musikalisches Leben“. Seit dem 13. Lebensjahr musiziert sie mit diesem Orchester, hat zum Beispiel im Jahr 1996 auch eine Konzertreise nach Baja mitgemacht, der Geburtsstadt ihres Vaters, „bin also mit meinen deutschen Musikfreunden aus meiner inzwischen deutschen Heimat in meiner ungarischen Geburtsheimat zu Besuch gewesen, es war unvergesslich“. Gespielt hat sie damals ein Vivaldi-Konzert und das Andante von Mozart.
Und heute? „Die Zusammenarbeit mit der Sinfonietta und Margret Urbig war vom ersten Augenblick einfach fantastisch. Sie ist eine sehr gründliche Handwerkerin, weiß, was sie will, und hat eine gute Art, ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen. Es herrscht ein gegenseitiges Vertrauen, das zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit führt – kein Wunder, dass sie die Sinfonietta seit so vielen Jahren so erfolgreich leitet“.
Und dann noch die Frage nach ihren Beschäftigungen außerhalb der Musik. Das waren „gar nicht so wenige“, mussten aber viele Jahre zurückstehen. Aber „seit ich nicht mehr beruflich in einem Orchester spiele, habe ich mehr Zeit für andere Dinge. Ich widme mich nun meiner geliebten vielfältigen literarischen Tätigkeit, koche viel und plane meine zukünftige Mangalicza-Zucht in der Puszta“ (lacht). Mehr dazu in der Vita nachzulesen im ausführlichen kostenlosen Programmheft.